Young Sherlock Holmes 1 by Lane Andrew

Young Sherlock Holmes 1 by Lane Andrew

Autor:Lane, Andrew [Lane, Andrew]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-10-401353-4
Herausgeber: Fischer E-Books
veröffentlicht: 2011-11-29T23:00:00+00:00


10

Als Sherlock wieder aufwachte, hatte er das Gefühl, ihm würde der Schädel platzen. Der Schmerz schien sich um die rechte Schläfe herum zu konzentrieren und pulsierte auf unerträgliche Weise in Einklang mit seinem Herzschlag. Er hatte das irrationale Empfinden, als säße ein riesiger weicher pochender Klumpen mitten in seinem Kopf, an dem er nicht vorbeisehen oder vorbeiklettern konnte. Eine Weile lag er einfach nur so im Dunkeln. Er dachte an nichts, sondern ließ sich von dem Schmerz vor- und zurücktreiben, und wartete darauf, dass er nachließ. Was er schließlich auch tat.

Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war, wie er von dem Jahrmarktsboxer bewusstlos geschlagen worden war. Und nun lag er in einem bequemen Bett, und sein Kopf ruhte auf einem Stapel weicher Daunenkissen. Was bedeutete, dass er sich nicht mehr auf dem Jahrmarkt befand. Er lag weder im matschigen Grasring noch war er wie ein nasser Sack in irgendein Zelt verfrachtet worden, bis er wieder zu sich kam. Es sei denn natürlich, er war am Halluzinieren. Was durchaus möglich war, in Anbetracht der Tatsache, dass er eine Kopfverletzung erlitten hatte.

Nein, so sagte er sich energisch, er musste einfach davon ausgehen, dass das, was er fühlte, hörte und sah, der Realität entsprach und nicht einfach nur die Ausgeburt eines ramponierten Gehirns war.

Das diffuse Licht, das durch die zugezogenen Vorhänge drang, verriet ihm, dass es immer noch Morgen war. Er lag nicht in seinem Bett, so viel war jedenfalls klar. Sein eigenes Bett war härter, und die Kissen hatten eine klumpige unbequemere Füllung.

Jemand von Holmes Manor musste ihn gefunden und dorthin zurückgebracht haben. Allerdings hatte man ihn in ein bequemeres Bett gesteckt, wahrscheinlich eines, das für den Doktor und die Dienstmädchen leichter zu erreichen war. Er lauschte angestrengt, ob draußen vor dem Fenster irgendwelche Bewegungen zu hören waren. Aber abgesehen von einem Geräusch, bei dem es sich um entferntes Vogelgezwitscher handeln mochte, war da nichts.

In welchen Schwierigkeiten mochte er wohl nun schon wieder stecken? Bei dem Gedanken daran entfuhr ihm unwillkürlich ein Stöhnen. Er hatte gegen die klaren Anweisungen seines Onkels verstoßen, und er hatte das dumpfe Gefühl, dass jeder Versuch, das Ganze mit einem Hinweis auf ein vermeintliches Treffen mit Amyus Crowe zu erklären, mit rigoroser Härte beantwortet werden würde. Schlimmer noch: Er war in einen ordinären Faustkampf verwickelt worden. Und sogar schlimmer noch als das: Er hatte verloren. Das würde zwar Sherrinford und Anna Holmes wahrscheinlich nicht sonderlich berühren, aber wenn Sherlocks Vater jemals etwas davon mitbekäme, würde er außer sich vor Zorn sein. War doch eine seiner beliebtesten Redensarten: »Ein Gentleman beginnt niemals einen Kampf, sondern beendet ihn stets.«

Wenn er Glück hatte, würde ihn sein Onkel für den ganzen nächsten Monat zu Stubenarrest verdonnern und seine Mahlzeiten auf Brot und Wasser beschränken. Wenn er Glück hatte. Wenn er keines hatte, dann … na ja, da war er sich nicht so sicher. Aber seiner Vermutung nach würde die Strafe schrecklich ausfallen. Eine Tracht Prügel vielleicht? Oder eine Züchtigung mit dem Rohrstock oder dem Ledergürtel? Sein Onkel würde das wahrscheinlich eher mit Bedauern als mit Wut machen.



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